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      Eintrag Quelle
1793 1794 1. Planungs-/ Bauabschnitt: - Parkstaffage und point de vue

1793 Sommer „Die vorzüglich schikliche Lage des Platzes über dem Tiergarten, wo ehemals ein Steinbruch gewesen, und die schöne Aussicht, die man dort findet, veranlaßten Serenissimum, diesen Ort zu wählen, um daselbst ein Gebäude nach der Form der alten gothischen Schlößer erbauen zu lassen und es, da es auf Felsen gegründet ward, Felsenburg zu benennen.“
Strieder nach Holtmeyer 1913, S. LXIV; Dittscheid 1987, S. 168.
Schlagwort: Felsenburg
1793 Nov 18 Jussow: 2 Präsentationsrisse mit Genehmigungsvermerk des Landgrafen:  "approbirt und ist in Arbeit zu nehmen Weissenst d 18ten Noveb 1793 Wilhelm L“.
Vom Wasserfall-Projekt hatte man wieder Abstand genommen; unmittelbare Vorstufe für die endgültig ausgeführte Form.
Dittscheid 1987, S. 167 f.
Schlagworte: Bergfried, Treppenturm Bergfried, Wasserfall
1793 Jussow: Grundrisszeichnung zu Bergfried und Treppenturm, letzterer mit übereinander gelagerter hexagonaler und oktogonaler Ummantelung des runden Treppenhauses.
Eintrag: „approbirt bloß mit Lambry. die Wände gemahlt. Wilhelm L“ und „genehmigt WL“.

Die Ausführung des Turms erfolgte mit oktogonaler Ummantelung.
Dittscheid 1987, Abb. 297.
Schlagworte: Bergfried, Treppenturm Bergfried
1793 Nov Beginn der Bauarbeiten durch Ausgrabungen der Fundamente
Strieder nach Holtmeyer 1913, S. 64.
Schlagwort: Gründung
1793 Dez 02 Grundsteinlegung: „der erste Stein vermauert"
Strieder nach Holtmeyer 1913, S. 64.
1793 1793: 409 Reichstaler
Dittscheid 1987, S. 168; Bau- und Gartenwesen zu Cassel und Wilhelmshöhe 1786-1812, StAM, nach Dötsch 2006, S. 20.
Schlagwort: Baukosten
1794 Von der Felsenburg war im Jahr 1794 der große Thurm, zwey daran stoßende Zimmer mit einem abgebrochenem Thurm, die Küche, die Thürmers-Wohnung und das daran liegende Thor zum Theil, in Ansehung der Mauerarbeit zu Stande gekommen; nicht weniger an der Bergseite der Felsen von der darauf liegenden Erde mehr entblößt und bis ins Thal hinunter mit der Treppe versehen worden (…)

Das bedeutet, dass die Planung 1793/94 nicht nur eine Korrektur, sondern auch eine Erweiterung durch die Thürmerswohnung erfahren hat.
Strieder nach Holtmeyer 1913, S. LXVIII; Dittscheid 1987, S. 168.
Schlagworte: Bergfried, Burgvogt, Damenbau, Herrenbau, Küche Damenbau, Nordtor
1794 1794: 10.978 Reichstaler
Dittscheid 1987, S. 169;
Bau- und Gartenwesen zu Cassel und Wilhelmshöhe 1786-1812, StAM, nach Dötsch 2006, S. 20.
Schlagwort: Baukosten
1794 Um Jussow: Präsentationszeichnung mit Aufriß von Osten. Die Zeichnung ist für die Bautätigkeit 1794 gültig; Datierung unsicher, da die Zeichnung auch das erst später geplante Süd- und Nordtor der Burg enthält.
Dittscheid 1987, S. 169, Abb. 300. Dötsch,2006, Abb. 11/II.
Schlagwort: Felsenburg
1794 1795 2. Planungs- / Bauabschnitt
Erweiterung der Burg zu einer geschlossenen Anlage, zu „einem ganzen gothischen Bergschloß“

Dittscheid 1987, S. 170 ff. Dötsch 2006, S. 20-22.
1794 1795 Jussow: Bestandsaufnahme und Grundrissentwurf für den Bereich zwischen Bergfried und Herrenbau
Dittscheid 1897, Abb. 303, 304. Dötsch 2006, Abb. 5. I, II.
Schlagwort: Verbindungsbau
1794 1795 Jussow: Grundriß-Entwurf zum Ausbau der Löwenburg, mit späteren Ergänzungen

Wesentliche Neuerung: aus zusammenhanglosen, mehr oder weniger willkürlich verstreuten Theilen entsteht ein um einen Hof gebautes, „ganzes gothisches Bergschloß“
Dittscheid 1987, S. 171, Abb. 305; Kat. Ausst. Jussow, S. 156f. (Farbtaf.), Dötsch, Abb. 6,1.
Schlagwort: Felsenburg
1795 Planänderungen 1794/95 gegenüber dem ersten Konzept (nach Dittscheid):

Zwischentrakt zwischen Retraite (R. 4) und Donjon (späterer Herrenbau und Bergfried): 3 Räume mit Vestibül (R. 2), Vorzimmer (R. 2a), Wohnzimmer (R. 3). Sie ergänzen Kabinett und Retraite, die nunmehr als Schlafzimmer dient, zu einem vollständigen Appartement. Die 3 Räume inmitten eines unregelmäßigen Polygons erhielten individuell geformte Grundrisse: Rechteck mit Halbrundnische des Vestibüls (R. 2), Fünfeck des Vorzimmers (R. 2a), Sechseck des Wohnzimmers (R. 3).

Der nach Norden gelegene Trakt an der Schmalseite des Hofs erhält als Gegenstück zum nordöstlichen Turm (R. 44) einen nordwestlichen Turm (R. 37), der das Tor flankiert.

Neugeplante Bautengruppe auf der Westseite des Hofes:
Marstall (R. 32), Knechtestube (R. 27) leitet über zu einem abgeknickten, symmetrisch gebildeten dreiteiligen Baukomplex mit zentraler Kapelle (R. 25) und links und rechts je einer zum Hof geöffneten Remise (R. 24, 26, nach Dötsch Remise und Konditorei); ein nicht näher definiertes Gebäude (R. 17), hofseitig mit zwei Fensterachsen versehen, vermittelt „zum nach Süden weisenden Trakt, der, außen flankiert von Südost- und Südwestturm (R. 8, 18) und mit dem Südtor in der Mitte, ebenfalls von einer symmetrischen Konzeption ausgeht“.

Bergfried und damaliges Küchengebäude (= der westliche Teil des späteren Damenbaus, R. 46) blieben durch eine kleine Mauer verbunden.

Zum Inneren des Bergfrieds:
EG Speisesaal (R. 54), Zwischengeschoß Schlafzimmer (R. 57), OG Salon (R. 90) mit rechteckiger und ovaler Wandfelderung , Gesims über den Fenstertüren. Kuppel als Halbkugel, unterlegt mit einem Netzgewölbe mit „springenden“ Schlusssteinen (Dittscheid, S. 174).

Die Burgerweiterung seit 1795 führte zu einer neuen, formalen wie funktionalen Geschlossenheit der Burg: Mit Appartement im südlichen Osttrakt entstand ein zweiter Wohnbereich neben dem Donjon (appartement privé im Gegensatz zum appartement de société im Donjon); funktional untergeordnetes Gegenüber auf der Westseite (abgesehen von der Kapelle), d.h. seit 1795 vom Schloß unabhängige Hofhaltung auf der Felsenburg.
Dittscheid 1987, S. 171-175; Dötsch 2006, 20f.
Schlagworte: Burgvogt, Damenbau, Herrenbau, Knechtsbau, Küchenbau, Damenbau, Nordwestturm Ruinenturm, Remise, Südostturm Herrenbau, Verbindungsbau
1795 Die Strieder’sche Chronik wird ab 1795 von Heinrich Christoph Jussow weitergeführt.
Dittscheid 1987, S. 170.
1795 Jan-Mär Keine Bauarbeiten wegen des strengen Winters Strrieder nach Holtmeyer 1913, S. S. LXVII-LXVIII.
1795 Apr 08 Baurapport des leitenden Oberbaudirektors Simon Louis Du Ry an den Landgrafen:

"Der Thurm an der gothischen Ruine über dem alten Steinbruch hat sehr in Höhe zugenommen, und bey Abräumung der Erde unter diesem Gebäude kommen die schönsten Felsen zum Vorschein, wodurch selbiges ein sehr mahlerisches Ansehen erhalten wird. Es haben daher Eure Hoch Fürstliche Durchlaucht bey Aussuchung dieses Platzes zu Erbauung gedachter Burg eine ungemein glückliche Wahl getroffen.“
Dittscheid 1987, S. 169; Dötsch 2006, S. 20
Schlagwort: Bergfried
1795 Arbeiten im Jahr 1795:

"Die Arbeiten an der Felsenburg konnten (…) mit weit glücklicherem Fortgang geführet werden, da die hierzu dienlichen Materialien mehr in der Nähe zu haben sind, auch bei diesem Gebäude keine so pünktliche und ängstliche Auswahl, Bearbeitung und Zusammenfügung derselben erfordert wurde. Es ist demnach auch bei strengstem Frost mit der Arbeit nie gänzlich aufgehört worden.“

(Anm: Die Arbeiten am Hauptgebäude von Schloss Wilhelmshöhe mussten im November 1795 wegen des „frühzeitig eingetretenen Winters“ schon wieder unterbrochen werden.)

„Dieses Gebäude, das, der ersten Idee nach, nur durch die Vorstellung einer alten Warte und weniger Reste zerfallener Mauern die Erinnerung an verflossene Zeiten zurückrufen sollte, ist seit dem Anfange seines Baues bis zu einer beträchtlichen Größe erweitert worden, indem des Herrn Landgrafen Hoch Fürstle Durchlaucht jene erste von Höchsdemselben, mit so glücklicher Auswahl des Platzes, gefaßte Idee in die eines ganzen gothischen Bergschlosses umzuschaffen gnädigst geruhet haben. Diese Burg, mit zwey Thoren, Zugbrücken und Graben versehen, begrenzt in ihrem Umfange nicht nur alle Nothwendigkeiten, sondern auch selbst Bequemlichkeiten, die ein ehemaliger Bewohner, nach jener Zeiten Sitte, für sich nur verlangt haben könnte. Ein großer 100 Fus hoher und 35 Fus im Durchmeßer haltender Thurm begreift in vier Stockwerken, zu denen eine Wendeltreppe von unten hinaufführt, einen Speisesaal, eine Bibliothek mit einem Vorzimmer, einen Rittersaal und eine Ritterwohnung. Ein diesen Thurm halb umgebendes Gebäude enthält in 2 und 3 Stockwerken: drey große vollständige Apartements und vier Ritter-Wohnungen.

Auf diesem Gebäude gewährt eine Plattform den Genuß einer unbeschreiblich schönen Aussicht, die aber von der Höhe des großen Thurms weit unbeschränkter und überraschender, für die Mühe, so hoch gestiegen zu sein, in vollem Maße belohnt.

Nach Norden schließt die Burgvogtswohnung und ein Thor den Burghof ein, der nach Westen von dem Marstall Bau, in welchem auch die Rüstkammer ist, von der Kapelle und dem Küchenbau; nach Süden aber von der Thorwarte und einem Thor, über welchem das Burg Verlies ist, begrenzt wird.“

(Anm.: Diese Beschreibung betrifft die Planung)

„Von diesen verschiedenen Theilen der Burg ist die Burgvogts Wohnung in diesem Jahr wohnbar worden, die Zimmer des großen Thurmes und des untersten Stockwerkes des darauf- stehenden Herrnbaues soweit zu Stande gebracht, daß nur noch eine beßere Austrocknung erwartet werden muß, um sie zu meubliren, und das Mauerwerk deren an der westlichen Hofseite liegenden Gebäude zum Theil ausgeführt worden.“

(Anm.: letztere Fakten sind als gesichert zu betrachten.)
Ms Strieder, S. 40-42, vgl. Holtmeyer 1913, S. LXIX-LXXI.; Dittscheid 1987, S. 170 f.; Dötsch 2006, S. 20.
Schlagworte: Bergfried, Burggraben, Burghof, Burgvogt, Herrenbau, Küchenbau, Marstall, Nordtor, Rüstkammer, Südtor, Verbindungsbau
1795 ausgeführte Bauteile 1795 (nach Dittscheid):

Burgvogtswohnung, Innenausbau Bergfried und Erdgeschoß-Ausbau des anstoßenden sog. Herrenbaus wurden vollendet, die westlichen Hofgebäude in Angriff genommen.

Laut Dittscheid, S. 175, kann man davon ausgehen, dass, dem Baubericht von 1796 folgend, die Dekoration der Wände des Bergfrieds in der Planung festlag und z. T. schon ausgeführt war.
Laut Dötsch war der Bergfried ohne Ausstattung.

Geplante Ausstattung des Rittersaals (R. 90) im Bergfried,
dazu 2 Entwürfe Jussows:
a) Wände:
4 Rechteckfelder zwischen den Fenstertüren; die über einem Sockel liegende Hauptzone wird von stehenden Ovalen mit Trophäenschmuck eingenommen (vom Bildhauer Johann Christian Ruhl gefertigt). Es handelt sich um Waffenschmuck und Rüstungen, axial darüber Lanzenspitzen und hessische Wappen.
b) Ornament der Kuppel:
Kuppel steigt über Stichkappen auf, deren Wandfelder von gotisierenden Kreuzblumen eingenommen werden. Ein dichtes Netz linearer Rippen überzieht die Kuppel und bildet im oberen Drittel ein Muster aus diagonal verlaufenden Kassetten. Der Vergleich mit der Bauaufnahme von Dehn-Rotfelser zeigt, dass diese Dekoration zur Ausführung gelangte.

Jussows Dekoration wurde nicht in Stuck, sondern in Trompe-l’œil-Malerei ausgeführt wurde.
Die Deckendekoration fiel Abriß und Wiederaufbau im 19. Jh. zum Opfer. Sie wurde durch Dekorationen aus dreidimensionalen Stuckrippen ersetzt.

Vermutlicher Beginn des Südtores, da es 1796 bereits vollendet ist. Man modifizierte den Entwurf, indem die vier Flankierungs-türmchen nicht massiv, wie auf Jussows Grundriß vorgesehen, sondern innen hohl, mit einer Wendeltreppe im nordwestlichen Turm (R. 11) ausgeführt wurden.

Nordwestlicher Flankierungsturm (Ruinenturm): Vor Inangriffnahme der Nordwestecke wurde die Position des dort vorgesehenen großen Flankierungsturms geändert. In der Ausführung sitzt er näher am Burghof als auf Jussows Grundriß vorgesehen; nach außen scheinbar völlige Ruine, im Innern mit gewendelter offener Treppe, die das Obergeschoß des Nordtors zugänglich macht. In der hohlen Spindel ist ebenerdig ein Abtritt untergebracht.

Nördlicher Bereich mit Nordtor und äußerem Flankierungsturm;

Ecktürmchen auf der westlichen Burggrabenseite wurden analog zum Südtor hohl statt massiv ausgeführt.
Dittscheid 1987, S. 175 f.;
Dötsch 2006, S. 21.
Schlagworte: Bergfried, Burgvogt, Herrenbau, Knechtsbau, Nordtor, Nordwestturm Ruinenturm, Remise, Rittersaal, Südtor
1795 ausgeführte Bauteile der westlichen Hofseite nach Dittscheid:

Vom Grundriß-Entwurf Jussows 1794/95 wurde der Plan für den Marstall, die Remisen und den Bau in der Südwestecke übernommen. Die Flankierungstürmchen der Remisen wurden wie beim Südtor innen hohl ausgeführt.
Dittscheid 1987, S. 175f.
Schlagworte: Marstall, Remise
1795 1795 Planungsänderung von ein- zu dreischiffiger Kapelle

2 Fassadenentwürfe mit von Beginn an dreischiffigem basilikalem Aufbau der Fassade
1. Entwurf um 1794/95: mit spätgotischem Treppengiebel über Mittelschiff und Rundbogenportal zu seitlichen Lichthöfen..
2. Entwurf um 1795: Planwechsel zu dreischiffiger Burgkirche, nun höherer Fassadenbau mit vertikaler Betonung, Radfenster mit Achtpaß im Mittelschiff, Seitenschiffe statt Lichthöfe.
Beide Entwürfe nicht ausgeführt; zunächst nur Errichtung des Sockels.
Dittscheid 1987, S. 176;
Dötsch 2006, S. 21.
Schlagwort: Kapelle
1795 1975: 20.170 Reichstaler
Bau- und Gartenwesen zu Cassel und Wilhelmshöhe 1786-1812, StAM, nach Dötsch 2006, S. 22.
Schlagwort: Baukosten
1796 1797 3. Planungs- / Bauabschnitt
Aufstockung der Gebäude

Dittscheid 1987, S. 176-180; Dötsch 2006, S. 22-24.
1796 Umbenennung der „Felsenburg“ in „Löwenburg“ (1)

Laut Dittscheid hatte man nach Aufgabe des Namens „Felsenburg“ zunächst an den Namen „Wilhelmsburg“ gedacht, in Anlehnung an die seit 1585 von dem Landgrafen Wilhelm IV. von Hessen erbaute Wilhelmsburg in Schmalkalden. Der Name hätte „auf einprägsame Weise die von Casparson beschworenen ‚Zeiten (…) der Wilhelme des alten Hessens’ mit der Gegenwart Wilhelms IX. verknüpft“.(2)
(1) Strieder nach Holtmeyer 1913, S. LXXIV.
(2) Dittscheid 1987, S. 189.
Schlagworte: Felsenburg, Löwenburg
1796 Baufortgang 1796:

"Die im vorigen Jahr zwar schon sehr ansehnlich erweiterte Felsenburg, die nunmehr den Namen Löwenburg erhielt, wurde durch neue beträchtliche Zusätze ihrer Vollkommenheit immer näher gebracht. Die zu diesem Ende bewürkten Arbeiten bestanden in folgenden:
1. ist die innere Ausbauung des großen Thurmes vollendet.
2. die Erhöhung und Erweiterung des Herren-Hauses zu beiden Seiten des großen Thurmes in Arbeit genommen, und
3. das nördliche Thor mit der Zugbrücke und dem daran stoßenden zerfallenen Thurm, ingleichen das südliche Thor mit der steinernen Brücke beendigt und der Burggraben mit einer Mauer eingefaßt, die sich mit einer Ruine endigt.
4. sind die obersten Stockwerke auf die Gebäude der westlichen Hofseite aufgeführt und der Burghof abgetragen und verglichen worden.
5. Der Thiergarten wurde vergrößert und mittelst einer Mauer, die mit Thürmen versehen ist an die Burg angeschloßen
6. wurde im Monath Februar ein großes Reservoir auf dem Asch hinter der Burg angefangen, in welchem das Waßer der Drusel gesamlet und von hier denen verschiedenen Wasserwerken zu Weißenstein zugetheilt werden soll. (...)."

Anm.: Angesichts des Baufortgangsberichtes für 1795, demzufolge „das Mauerwerk deren an der westlichen Hofseite liegenden Gebäude zum Theil ausgeführt worden“ ist, ist davon auszugehen, dass mit dem Bericht für 1796 – „die obersten Stockwerke auf die Gebäude der westlichen Hofseite aufgeführt“ – keine Aufstockung eines fertigen Gebäudes gemeint ist, sondern eine normale Weiterführung eines in 1795 begonnenen Baues. D.h. die westlichen Gebäude entstanden in einem Zuge.
Strieder nach Holtmeyer 1913, S. LXXIV; vgl. Dötsch 2006, S. 22, und Dittscheid, S. 176-177.
Schlagworte: Bergfried, Burggraben, Burghof, Herrenbau, Knechtsbau, Küchenbau, Marstall, Nordtor, Nordwestturm Ruinenturm, Rüstkammer, Südtor, Tiergarten
1796 Beginn der Arbeiten am „Wasserfall an dem Felsen unter der Löwenburg“.
Strieder nach Holtmeyer 1913, S. LXXIX
Schlagwort: Wasserfall
1796 Die für die Aufstockung der Burg „gültige Planung kann nicht 1795, sondern erst 1796 erfolgt sein, denn im Jahr 1797 schreibt Jussow in der Chronik, die ‚vergröserten Anlagen der Gebäude auf der Löwenburg’ seien ‚im vorigen Jahr gnädigst resolvirt (…)’ worden.“
Dittscheid 1987, S. 177.
1796 Veränderungen der Burg durch die 1796 geplante Aufstockung nach Dittscheid: (1)

Von der Hauptschauseite der Burg, der Ostseite, blieb allein der Donjon von Veränderungen frei. Sonst wurden „(…) einige zuvor ruinöse, rein dekorative Teile erstmals einer praktischen Funktion zugeführt“ (2), z.B. südöstlicher Flankierungsturm.

- Herrenbau: doppelgeschossig, wird „(…) von einer Reihe von Zinnen abgeschlossen, die in gleicher Höhe wie beim Südturm verläuft“; „im Obergeschoß (…) neu aufgesetzte Reihe von Biforienfenstern (…) auf einer durchlaufenden Sohlbank, die über dem Klötzchenfries des ehemals eingeschossigen Wandabschnitts verläuft. Die in der Detailzeichnung eingetragenen Maße stimmen mit denen überein, die Jussows Beischrift nennt: ‚Sämtliche Fenster auf dieser Seite der Burg in der bel Etage werden 6 fus hoch und 2 2/3 fus breit (…).’ Beletage entspricht etwa der Höhe des „Entresol“.

- Küche: nach Norden leicht verbreitert mit Aufbau; anstelle der zerstörten Mauerkronen ein Obergeschoß mit fünf schmalen Fenstern über vorgegebenem Obergeschoß, gewalmtes Dach mit aufgesetztem Türmchen mit Spitzdach.
(1796 wurde nördlich an die Küche ein schmaler Anbau angefügt (R. 45), der als „Keller“ diente.(2a).)

- „Zwinger mit kleinem Thürmgen“: eine im Winkel geführte Mauer zwischen Donjon und Küchenbau (Anm.: = Küche Damenbau), mit Zinnen versehen, an der Kante durch ein Wichhäuschen verstärkt.

Südtrakt (3)
Dazu ein Präsentationsriß, in dem sich „unausgeführte Planung und Realisation“ begegnen.

- Südostturm. Hat sich „von der – in Spuren deutlich noch erkennbaren – Ruine zum voll ausgebauten, mit dem Herrenbau verschmolzenen Treppenturm gewandelt“.

- Die westlich anschließende Schmalseite des Palas hat bis zur Höhe des Zinnenkranzes einen gleich hohen Anbau erhalten.

- Süd- oder Haupttor: „Aufsatz mit vier Wichhäuschen an den Kanten und eines Pyramidendaches“. „Um den Torturm von zwei Seiten aus begehbar zu machen, binden ihn rundbogige Brücken links und rechts an die Langseitentrakte in Höhe des Wehrgangs an. Ein das Südtor flankierender Vorbau gehört einer späteren Entstehungsphase an.“

Westtrakt (4)
Über dem horizontalen Gliederungselement des Bogenfrieses wird die Mauerkrone erhöht. Zinnenkranz lässt auf Wehrgang schließen. „Von den erst jetzt mit Satteldächern gedeckten Bauten ist der südlich an die Kapelle anschließende zweigeschossig projektiert.“ Burgkirche um etwa ein Drittel erhöht.

Nordtrakt (5)
Laut Dittscheid ist keine Entwurfszeichnung aus 1796 erhalten.
Die Nachricht, daß „eine Kavalierswohnung ‚nebst dem daran stossenden Thurm und Verbindung mit dem Thore’ eingerichtet wurde’ lässt auf die Aufstockung schließen. Gemeint sein dürfte der nordöstliche Flankierungsturm und das Nordtor; die Kavalierswohnung wurde demnach im zweiten. Obergeschoß über der Burgvogtswohnung angelegt.“

Hofseiten (6)
Laut Dittscheid existiert ein „konsequent durchgearbeiteter Entwurf nur vom Osttrakt.
Südostecke: Palas wird erhöht und durch in den Hof vorspringenden Risalit verbreitert. Front mit vier spitzbogigen Blendarkaden auf konsolengetragenen Wandsäulen; Dach hinter Attika mit Zinnen; in den Blendbogenfeldern vier kleine Spitzbogen, von denen die südliche Achse als Fenster, die übrigen als Nischen ausgebildet sind. Der Risalit ist der „Retraite“ und dem Kabinett (Raum 4, 6) vorgelegt. Retraite wurde damit zu etwa quadratischem Zimmer erweitert.
„An die Westseite des Turms (Anm: des Südostturms) schließt der Anbau an, von dem aus nicht nur die Turmtreppe, sondern auch, mit Hilfe eines neu geschaffenen Türdurchbruchs, das Erdgeschoß-Kabinett (R. 6) zu erreichen ist. Da der Vorbau über ein an das Südtor stoßendes Höfchen auch Verbindung zum großen Burghof hat (R.7), kommt ihm die Funktion eines Vestibüls zu.“
-Palas-Erweiterung von 1795 mit Portal des geharnischten Ritters erhält Obergeschoß, das hofseitig von 13 rundbogigen Arkaden, überwiegend Blendarkaden, gegliedert wird. Wenige Fenster in unregelmäßigem Abstand durchstoßen „den Bogenfries als ehemaligen Wandabschluß des eingeschossigen Projekts von oben“. (= „willentlich herbeigeführte Störung“).
Anstelle der von einer Ringmauer geschlossenen Lücke zwischen Donjon und Küche (1795) plante Jussow 1796 eine brückenartige Verbindung: „Auf zwei gespitzten Bögen mit kräftigem Mittelpfeiler ruht eine Galerie, die die Kommunikation innerhalb der in der Chronik so bezeichneten ‚Wohnung neben dem grossen Thurm von der Küche bis zum Thor nach Süden hin“ in der Beletage gewährleistet. Längswand der Galerie in durchfensterte Arkaden über Bogenfries aufgelöst; setzt Gliederungsmotiv des Palas fort. „Gitter über der Galerie lässt darauf schließen, daß die - flachgedeckte - Dachzone vom Salon des Donjon aus betreten werden kann.
Arkaturen der Beletage setzen sich am Küchenbau (Anm. = Küche Damenbau)fort. „Über das erste Obergeschoß hinaus reicht ein Aufsatz, der die in den Hof vorspringende Nordostkante als Unterbau eines Turms umdeutet. (…)“

Außenanlagen (7)
1796 begonnen; in den Quellentexten stets zu den „unabdingbaren Bestandteilen der Burg“ gerechnet
Für den „Fluss nebst denen Wasserfällen und Brücken“ wurden 50.000 Taler veranschlagt. Darstellung auf „dem genauesten Situationsplan, der vom Weissensteiner Park überhaupt exisitiert – er wurde vom Baukondukteur Caspar Christoph Schaeffer gezeichnet und 1796 vollendet.“
„Von der Burg aus fällt der Wassersturz steil nach Osten durch die ‚Wolfsschlucht’, um sich weiter hangabwärts mit dem Abfluß des Fontänenbassins zu vereinigen“; architektonische Auskleidung der Wolfsschlucht.
„Die vorgesehene Verbindung von ruinöser Burg, Aquädukt-Relikten, Felsen und Wasserfall sollte ein Gegenstück zum 1788 begonnenen römischen“ Aquädukt auf der anderen Seite der barocken Parkachse darstellen.
Selbst die Tiergartenmauer wurde von Jussow zu den architektonischen Außenanlagen der Löwenburg gerechnet. (…) Mauer, Türme und Tore gelangten 1796-1798 zur Ausführung.“

(1) Dittscheid 1987, S. 177-179, Abb. 328.
(2) Ebd., S. 177-178.
(2a) Dittscheid 1987, S. 183, Abb. 338.
(3) Ebd., S. 178.
(4) Ebd., S. 178.
(5) Ebd., S. 178-179.
(6) Ebd., S. 179.
(7) Ebd., S. 179-180.
Vgl. Dötsch 2006, S. 22-23.
Schlagworte: Außenanlagen, Bergfried, Burgvogt, Damenbau, Herrenbau, Kapelle, Küche Damenbau, Marstall, Nordtor, Remise, Südostturm, Südtor, Tiergarten, Verbindungsbau, Wasserfall, Zwinger Bergfried
1796 Ende Souterrain und Sockel der Burgkirche waren Ende 1796 vollendet.
Dittscheid 1987, S. 182.
Schlagwort: Kapelle
1796 Ausgaben 1796:

27.316 Rtlr., d.h. mehr als 1795 (20.170 Rtlr.)

„Außerdem wurden an der Burg noch Arbeiten im Wert von 11.641 Rtlr. ausgeführt, die, mit Jussow zu sprechen, aus der für dieses Jahr (1796) gnädigst verwilligt gewesenen Bauvorlage nicht haben bezahlt werden können.’“
Dittscheid 1987, S. 180.
Schlagwort: Baukosten
1796 Dez 31 „Überschlag des Kosten Betrags, der zu gänzlicher Vollendung und innern Ausbauung der Löwenburg annoch erforderlich seyn wird.“ (Jussow)

= detaillierte Auflistung der am Jahresende 1796 noch in Ausführung begriffenen Bauarbeiten:

„Ausbauung und Erhöhung der Wohnung neben dem grossen Thurm von der Küche bis zu dem Thor nach Süden hin (…)’ (Kostenanschlag: 16.367 Rtlr.); ‚der auf der Seite des grossen Thurms befindliche Zwinger mit dem kleinen Thürmgen (…)’ (Kostenanschlag: 687 Rtlr.); der Marstall, nebst dem daneben liegenden Wachthause und denen darüber anzulegenden Wohnungen (...)’ (Kostenanschlag: 4.049 Rtlr.); die Cavaliers Wohnung nebst dem daran stossenden Thurm und Verbindung mit dem Thore (...)’ (Kostenanschlag: 4.383 Rtlr.)“

„Die ‚Kirche’ der Burg ‚angefangen und der Sockel nebst dem Souterrain fertig’ (Kosten über 14.387 Rtlr. veranschlagt).“

„In Arbeit und beinahe fertig war die Brücke vor dem Thor nach Süden nebst denen Seiten Mauern am Fluss und das Flussbett im Graben, und die Zugbrücke über diesen Graben’ “.

„Für die noch fehlenden Gebäude errechnete Jussow den Gesamtbetrag von 41.713 Rtlr., der von den damals geplanten Außenanlagen noch übertroffen werden sollte. ‚Die Mauern am Thier Garten mit den Blockhäusern, Thoren und der Futtermauer zur Befestigung des gerutschten Berges’, damals bereits ‚größtentheils fertig’, erforderte Kosten in Höhe von 6.780 Rtlr. Die umfangreichste der projektierten Anlagen um die Burg bestand jedoch darin, ‚den ganzen Fluss nebst denen Wasserfällen und Brücken zu bearbeiten.’ Dieser ‚unterhalb der Löwenburg bereits in Arbeit genommen(e)’ Plan sah umfangreiche Erdarbeiten, eine Ausmauerung des Flussbetts und die Auskleidung der - größtenteils gemauerten - Felswände mit Quadersteinen vor; allein seine Ausführung sollte 50.000 Rtlr.verschlingen.“

Voraussetzung war, „dass für den Landgrafen - und damit auch für Jussow - das 1796 gültige Bauprogramm in der Planung als abgeschlossen galt.“
Bezifferung der „Gesamtkosten der Löwenburg ‚von ihrer ersten Grundlegung an bis zu ihrer Vollendung’ auf 171.508 Rtlr.“
Dittscheid 1987, S. 177; vgl. auch Dötsch 2006, S. 22.
Schlagworte: Baukosten, Bergfried, Burggraben, Burgvogt, Damenbau, Herrenbau, Kapelle, Küche Damenbau, Marstall, Nordtor, Südtor, Tiergarten, Verbindungsbau, Wasserfall, Wohnung Marstall, Zwinger Bergfried
1796 1798 Tiergartenmauer mit Türmen und Toren.
Dittscheid 1987, S. 180.
Schlagwort: Tiergarten
1797 Mrz 14 Kosten-Prognose für 1797

Jussow errechnete „zur Vollendung der Löwenburger Gebäude exklusive der Kapelle und zur innern Ausbauung derer Apartements neben dem grossen Thurm sowohl als der Wohnungen in den Nebengebäuden und zu Erbauung der Mauer um den Thiergarten die Baukosten von 34.000 rl“, riet aber wegen der hohen Kosten des Weißensteiner Corps de logis, den Betrag auf 30.000 Rtlr. festzusetzen.
Dittscheid 1987, S. 181.
Schlagwort: Baukosten
1797 Okt Beginnende Planung der Ausstattung der Löwenburg.
Jussow und der Hoftapezierer Wenderoth werden beauftragt, in den Schlössern Wilhelmsthal, Heidau, Wabern, Schmalkalden nach geeigneten Möbeln und Mobilien Ausschau zu halten.
Dittscheid 1987, S. 189.
Schlagwort: Ausstattung
1797 Baufortgang 1797:

„Die im vorigen Jahr gnädigst resolvirten vergröserten Anlagen der Gebäude auf der Löwenburg wurden fortgesetzt und die Umfassungsmauer des Thiergartens mit ihren Thürmen beendigt. Auch wurde die innere Ausbauung der Fürstl.n Apartements vorgenommen und ein Theil davon zu Stande gebracht.
An dem im vorigen Jahre zu bearbeiten angefangenen Waßerfall an dem Felsen unter der Löwenburg wurde zwar in denen ersten Monathen dieses Jahres fortgebauet; seitdem aber die Arbeiten daran eingestellt, und die bereits ausgegrabene Höhlung mit Tannen umpflanzt; dagegen aber die Ausgrabung des Reservoirs auf dem Asch das ganze Jahr durch fortgesetzt.“
Strieder Ms., S. 53; Strieder nach Holtmeyer 1913, S. LXXIX-LXXX; Dittscheid 1987, S. 181.
Schlagworte: Damenbau, Herrenbau, Wasserfall
1797 Dez 29 Erforderliche Arbeiten im Jahr 1798:

Jussow an den Landgrafen:
„Daß das Aeussere und Innre der in Arbeit begriffenen Gebäude der Löwenburg gänzlich vollendet, die Kirche aufgeführt und der Hof gepflastert werde.“

Veranschlagung der Kosten hierfür: 34.000 Rtlr.
Dittscheid 1987, S. 181.
Schlagworte: Burghof, Kapelle
1797 Dez 29 „Am 29. bezog ich [erstmals] mit der Gräfin und einigen Adjutanten die Löwenburg." v. Hessen (Hg.), Wir Wilhelm von Gottes Gnaden, S. 308.
1798 Ab 4. Planungs- / Bauabschnitt

1798 Jan Fortschreiten der Arbeiten:

"Ohngeachtet die strenge Witterung in den ersten Monathen dieses Jahres für die Bau Arbeiten nicht günstig war, so wurden sie doch nie ganz ausgesetzt, sondern sowohl am Haupt Gebäude und der Löwenburg (…) damit fortgefahren.“ (1)

„Mit den Arbeiten an der Löwenburg wurde in dem Winter zwischen 1797 und 98 ebenwohl beständig fortgefahren.
Im Januar geschahe die Vollendung des Thors am Thiergarten, der Brücke am Südthore der Burg und des Thurms über der Burgvogts Wohnung.
Das Dach auf dem Küchenbaue (Anm. = Küche Damenbau) wurde aufgeschlagen und die Schreiner- und Weißbinder-Arbeit in den fürstlichen Apartements bis gegen das Ende des May Monaths fortgesetzt, alsdann aber die völlige Meublirung der Burg vorgenommen und am 28.ten Jul. beendigt.“ (2)
Dittscheid 1987, S. 182.
(1) Strieder nach Holtmeyer 1913, S. LXXX.
(2) Ebd., S. LXXXIII-LXXXIV.
Schlagworte: Burgvogt, Dach, Damenbau, Herrenbau, Küche Damenbau, Südtor, Tiergarten, Treppenturm Burgvogt
1798 3. endgültiger Entwurf zur Fassade, der aus einer Überarbeitung des 2. Entwurfs hervorging.
Dittscheid 1987, S.182 f.
Schlagwort: Kapelle
1798 Jan 31 Bewilligung von 590 Rtlr. vermutlich zur Neuanfertigung der wenigen neuen Möbel. Dazu zählen ein Aktenschrank Jussows, der „z.T. aus alten Stücken neu zusammengesetzte Schreibtisch mit Löwenfüßen und Tintenzeug im Burgenstil und gotisierende Kronleuchter“.
Dittscheid 1987, S. 189.
Schlagwort: Ausstattung
1798 um Miniaturgrundriß der Burg

Dittscheid: Grundriß zeigt eigenhändigen Eintrag der Raumfunktionen durch Wilhelm IX., aber auch Unstimmigkeiten und Besonderheiten der Gebäudeteile. Datierung: nach den vermutlich ins Frühjahr 1798 zu datierenden Burgkirchenentwürfen.
Die Zeichnung „stellt in ihrem winzigen Format keinen Architekturentwurf im herkömmlichen Sinne, sondern eine Miniaturkopie nach größeren Entwurfsplänn dar. ‚Entworfen’ hat Wilhelm mit diesem Blatt allerdings eine Funktionszuweisung der Räume (…): Er bereitete damit die erstmalige Inszenierung mittelalterlich-ritterlichen Lebens vor, die sich mit dem Einzug in die Burg am 29. August 1798 verband. Begriffe wie Ritterordenssaal, Burgpfaffe, Burgherr, Burgfaru, Knappen und Dirnen deuten dabei auf phantastische Rollenverteilungen nach Vorstellungen des Erbauers hin.“

Die Raumfunktionen (nach Dittscheid):

Erdgeschoß - Osttrakt
Appartement im Palas-Erdgeschoß: „Fremde Ritter = und Herrn Zimmer“ (R. 2-7)
Westliche Erweiterung der „Retraite“ dient als Alkoven eines Schlafzimmers, wie die Bettstatt andeutet (R 4). An den Alkoven ist ein Abtritt (R. 5) angefügt.
Fünfeckiges Vorzimmer (R. 2a) dient auch als Vorzimmer des Speisesaals (R. 54).
„Wendet sich der zum Hauptportal Eintretende im Vestibül (R. 2) nach links, gelangt er durch einen Gang, der unter der brückenartigen Galerie neu angelegt ist, zur Küche (R. 46). Dort ist die zuvor an der Nordseite befindliche Herdstelle nach der Westwand verlegt worden. An der Hoffassade ist sie in Gestalt eines nach außen vorspringenden Kamins ablesbar.
Der 1796 nördlich an die Küche angefügte schmale Anbau (R. 45) dient als „Keller“, mithin als Speiseskammer.


Erdgeschoß - Westtrakt
Im gegenüberliegenden Westtrakt ist der zweiachsige Bau in der Südwestecke (R. 17) als Rüstkammer, der nördlich anschließende mit seinen beiden Zimmern (R. 22, 23) als Silberkammer ausgewiesen. Jenseits der Kapelle ist die ehemalige Remise umgedeutet als Platz für ‚Wacht und Marställer’.

Erdgeschoß – Nordtrakt
Vor der Außenseite des Nordtrakts ist ein offener Zwinger (R. 40) angelegt, in dessen Mauer zwei Türmchen (R. 38, 39) die Zugbrücke bewehren.“

Obergeschoß - Osttrakt
Im Obergeschoß des Palas das Appartement „des Burg-Herrn“, genau über dem der Gästewohnräume im Erdgeschoß (R. 58-63).
Raumfolge: fünfeckiges Vorzimmer (R.58), Salon (R. 59), Schlafzimmer (R. 60). Nachtstuhlkabinett (R. 61) und Garderobe (R. 62). Im Vergleich zum Erdgeschoß ist das Obergeschoß-Appartement erweitert um die beiden Räume im Zwischengeschoß des Donjon, einem „Vorsaal“ und der Bibliothek (R. 57). Die Bibliothek hatte seit der Aufstockungsmaßnahme das dortige ehemalige Schlafzimmer ersetzt. Eine „Retraite“, in polygonaler Form dem Vorzimmer angegliedert (R. 58) ist wohl als Kabinett zu deuten.
Bescheidener die „Burgfrau-Zimmer“, zu denen als Vorzimmer die Galerie (R. 89), ein geräumiges Schlafzimmer (R. 85) und eine Garderobe (R. 84) zu rechnen sind.
„Wie das Appartement des Burgherrn im Südostturm sein „dégagement“ besitzt, so die Damenwohnung das ihrige im Treppenturm der Nordostecke des Hofs (R. 41a), das allerdings zugleich für die Burgvogtswohnung als Aufgang dient. Als zentrale Haupttreppe dient die Wendeltreppe des Donjon, welche die Gesellschaftsräume zugänglich macht.“

Obergeschoß - Westtrakt
Südwestliche Baugruppe: zwei Zimmer für den Burgpfaffen im Rüstkammergebäude (R. 70) und im südwestlichen Flankierungsturm (R. 71).
Zwei Stuben über der Silberkammer für die Hofschreiber und die Kanzlei (R. 72, 73). Erschlossen wird das Obergeschoß über eine gegenläufige Treppe (R. 24) hinter der hofseitigen Doppelarkade.

Nordwestliche Baugruppe: für Gäste als „Ritter Zimmer“ in zwei Appartements (R. 74-79) geteilt und über eine Treppe im Winkel zwischen Marstall und Stube des Marstallknechts (R. 28) zu erreichen.

Donjon:
Salon, von Wilhelm IX als „Ritter Ordens Saal“ verstanden
Im höchsten bewohnbaren Geschoß, im 3. Stock des Donjon, ist eine weitere Wohnung für Gäste als „Wohnung für Ritter“ ausgewiesen.

Torturm im Süden:
für die Unterbringung einer Knappenstube vorgesehen; sie ist durch eine Brücke mit der Kammer der Mägde („Dirnen“) im obersten Geschoß des Rüstkammergebäudes verbunden.

Wirtschaftstrakt:
Auf gleicher Ebene mit Knappen- und Mägdestube befinden sich im Wirtschaftstrakt neben Heuboden und Möbelkammer zwei weitere Stuben für Ritterknappen.
Dittscheid 1987, S. 183-184.
Schlagworte: Bergfried, Damenbau, Herrenbau, Küche Damenbau, Küchenbau, Remise, Rüstkammer, Verbindungsbau, Zwinger Nordtor
1798 Frühjahr Burgvogt erhielt einen Garten auf der Wiese hinter der Burg
Strieder nach Holtmeyer 1913, S. 84.
Schlagwort: Burggarten Wiese
1798 Apr 14 Fortschreiten der Arbeiten: Weißbinder, Boiserien, Innenhof

Jussow an den Landgrafen:
„Auf der Löwenburg habe ich den Weißbindern zu Vollendung ihrer Dünch Arbeit den Termin bis Ende künftiger Woche bestimt, in welcher Zeit ich auch hoffe, dass die Schreiner mit dem Anschlagen derer noch fehlenden übrigen Boiserien fertig werden sollen, so dass, sobald die Wände hinlänglich abgetrocknet sind, welches bei der jezzigen Witterung bald zu hoffen ist, die Anhefftung derer Tapeten bewürkt werden kann. Auch wird die Pflasterung des Hofes die künftige Woche ebenfalls in Arbeit genommen.“
Dittscheid 1987, S. 181.
Schlagworte: Ausstattung, Burghof
1798 Mai-Okt Rohbau der Kapelle, Gewölbe geschlossen, Mauerwerk vollendet. (1)

Jussow in der Bauchronik (2)
„Von denen den Hof – der in diesem Sommer gepflastert worden – einschließenden Gebäuden war die Kapelle das einzige, das bisher noch gar nicht in Arbeit genommen war. Jetzt wurde die Veranstaltung dazu gemacht und der Bau vom 21ten May an bis zum 24tenOktober soweit gebracht, dass die Gewölbe geschloßen und das Mauerwerk überhaupt vollendet war. Das alsdann noch aufgeschlagene und mit Dielen beschalte Dach konnte aber wegen der eintretenden übeln Witterung nicht ganz gedeckt werden. Der Burgvogt erhielt im Frühjahr einen Garten auf der Wiese hinter der Burg.“

Laut Dittscheid waren “Souterrain“ und „Sockel“ Ende 1796 bereits vollendet.
„Wenn erst am 21. Mai 1798 der Kirchenbau wiederaufgegriffen wurde, heißt das, dass Gruft und Grundmauern des darüber Aufgehenden rund eineinhalb Jahre der Vollendung harren mußten. Waren die Gruftgewölbe schon geschlossen - und darauf deutet die überlieferte Vollendung des ‚Souterrains’ hin – so war es erforderlich, sie gegen Unbilden der Witterung zu schützen. Dieser Last hätte man durch rasche Aufführung der Kirche begegnen können. (…) Die ins Stocken geratene Aufführung scheint eher ein Argument dafür zu liefern, dass die Burgkirche als ganz wesentlicher Bestandteil der Anlage gerade deshalb in ihrer Gestaltlösung besonders umstritten war. Sie ist, singulär in der gesamten Entstehungsgeschichte der Burg, erst in der dritten Planungsphase verwirklicht worden.“
Dazu gehört ein Aufriß der Fassade, der aus Überarbeitung des zweiten Entwurfs hervorgegangen ist und „bei gleicher Disposition aus Vereinheitlichung und Glättung besteht“; Fenster mit zweibahnigem Maßwerk (Abb. 320). Grundriß wird nach Westen leicht verschoben, behält Form eines Rechtecks bei, aber vereinfacht; Rundpfeiler statt Bündelpfeiler, damit einfachere Wölbung. Typus Hallenkirche, Gratgewölbe nicht massiv aus Stein, sondern leichte Rabitzgewölbe. Scheitelhöhe der Seitenschiffe ist der des Mittelschiffs untergeordnet.
Drei Projekte für die Kirchenfassade deuten auf langes Zögern des Bauherrn hin – ähnlich wie am Corps de logis des Wilhelmshöher Schlosses. Für das 3. und ausgeführte Projekt ging die Planung nach Dittscheid wohl unmittelbar dem Bau voraus, wohl im Frühjahr 1798. Die „1796 angelegten Westteile mit der Gruft konnten beibehalten werden, nicht jedoch die weiteren Grundmauern, die dem anders proportionierten zweiten Entwurf zugehört haben dürften.“
(1) Strieder nach Holtmeyer 1913, S. 84.
(2) Dittscheid, 1987, S. 182-183, Abb. 320.
Schlagwort: Kapelle
1798 Sommer Hof wird gepflastert. Strieder nach Holtmeyer 1913, S. 84.
Schlagwort: Burghof
1798 Jul 26 Ausbau der Wohngebäude:

Bericht Jussows:
„Die Ausbauung derer Wohngebäude auf der Löwenburg wird (…) künftigen Mitwochen ohnfehlbar gänzlich vollendet und die Einräumung der Meubles, womit bereits vor einigen Tagen angefangen worden, ohne Hinderniß zu beendigen seyn.“
Dittscheid 1987, S. 181.
Schlagworte: Ausstattung, Damenbau, Herrenbau, Verbindungsbau
1798 Jul 28 „Meublirung der Burg (…) am 28.ten Jul. beendigt“
Strieder nach Holtmeyer 1913, S. LXXXIV; Dittscheid 1987, S. 182.
Schlagwort: Ausstattung
1798 Jul 30 Fortschreiten der Arbeiten:

Jussow an den Landgrafen:
„(…) verfehle ich nicht (…) zu berichten, dass die Zimmer derer Hinter Gebäude auf der Löwenburg nunmehr völlig eingerichtet und meublirt sind; die Wasserleitung nach der Küche geführet; die Gater Thore zum Verschließen des Burghofes angeschlagen und das Mauerwerk der Kapelle bis zur Höhe derer Fenster Stürze aufgebauet worden.
Es ist zwar zur Bewohnung der Burg diesemnach, soweit es der jetzige Gelas erlaubt, die möglichste Zubereitung gemacht und Ew: Hochfürstl.n Durchlaucht höchste Befehle werden entscheiden, wann Gebrauch davon gemacht werden soll; ich muß aber doch unterthänigst zu bemerken nicht verfehlen, dass der von der Erneuerung und Firnisirung derer Gemälde herrührende Geruch aus den Zimmern von Ew. (…) Apartement sich noch nicht völlig verlohren hat.“
Dittscheid 1987, S. 182.
Schlagworte: Kapelle, Nordtor, Südtor, Wasserversorgung und -entsorgung
1798 Aug 02 Der Kasseler Gemäldeinspektor Tischbein d. J. überreicht eine Liste mit 351 Gemälden, die er in Heidau für die Löwenburg ausgewählt hatte – durchweg historische Porträts nicht nur der hessischen, sondern der gesamten europäischen Aristokratie.
Dittscheid 1987, S. 189.
Schlagworte: Ausstattung, Sammlungen
1798 Aug 29 Einzug in die Burg

„Am 29ten Aug. geruheten des Herrn Landgrafen Hochfürstl. Durchlaucht die Burg zu beziehen und am 2ten Sept. des Abends illuminieren zu lassen.“
Strieder nach Holtmeyer 1913, S.84; Dittscheid 1987, S. 182;
1798 Sept 02 Illumination der Burg durch den Landgrafen anlässlich des erstmaligen Bezugs der Burg
Strieder nach Holtmeyer 1913, S. LXXXIV, und Dittscheid 1987, S. 185.
1798 Sept 28 Erweiterung auf Anordnung von Wilhelm IX.:
 
Jussow in der Bauchronik: (1)
„Durch einen im September von des Herrn Landgrafen Hochfürstl. Durchlaucht gnädigst erlaßenen Befehl wurde noch ein neuer Anbau an die nordöstliche Ecke der Burg verordnet, wodurch nicht nur das daselbst befindliche Fürstl.e Apartement vollständiger gemacht, sondern auch für einige Cavalier Wohnungen Platz gewonnen wurde.
Auch erhielt der Marstallbau eine ansehnliche Vergrößerung; ein Remisen Gebäude und einen Hof, der seinen Ausgang nach der um die Burg herum führende Chaußée hat.“

Und an anderer Stelle:
„Durch eine höchste Resolution vom 28t Sept. 1798 ist eine Erweiterung derer Gebäude gnädigst befohlen und hierzu dem Überschlage gemäs verwilligt worden der Betrag von 13.190 rtl.“ (2)
(1) Strieder nach Holtmeyer 1913, S. LXXXIV; Dittscheid 1987, S. 185-186.
(2) StAM 7b 1 /321, fol. 57v., nach Dittscheid, ebd. S. 185.
Schlagworte: Burghof, Damenbau, Marstall, Remise, Remisenhof
1798 Bezeichnung des Landschaftsgartens als "Wilhelmshöhe"
Dötsch 2006, S.
1799 Jan 01 „Der 1. Januar wurde ganz allein mit der Gräfin auf der Löwenburg verbracht.“ v. Hessen (Hg.), Wir Wilhelm von Gottes Gnaden, S. 309.
1799 Jun 09 „Am 7. [Juni] geleitete ich noch den König zu seinem Wagen. Er begab sich nach Hamm, und ich brach sogleich nach ihm auf und langte, die Nacht hindurch reisend, am 8. in Westufflen an, wo Majestät einige Stunden später eintrafen. Mein Sohn und ich begleiteten Dieselben über Kassel nach Wilhelmshöhe, wo I. M. die Königin [Luise] mit der Prinzessin Taxis, ihrer Schwester [Therese], einige Augenblicke zuvor angekommen waren. Man soupierte im neuen Corps de Logis, welches, mit Ausnahme der Beletage – sowie ganz Wilhelmshöhe nunmehr gänzlich vollendet war, Tags darauf, dem 9., geleitete ich Ihro Majestäten zu einem Frühstück in die Löwenburg, anschließend begaben sie sich zu der Plattform des Karlsbergs hinauf.“
v. Hessen (Hg.), Wir Wilhelm von Gottes Gnaden, S. 311.
1799 Sept 14 Kostümierung

„(…) retour zur Löwenburg, wo die neue Burg Wacht in alter Kleidung installirt wurde.“
Dittscheid 1987, S. 190, nach MS. Wilhelm IX. Kalendertagebuch 1799 (unpag.).
1799 (Ende?) Baufortgang nach Jussow:

„Das Bauwesen an der Löwenburg (wurde) ohnunterbrochen fortgesetzt und daselbst eine mit allen Rüstungen versehene Waffen Kammer eingerichtet.“
„(…). In der Löwenburg wurde an dem neuen im vorigen Jahr angefangenen Anbaue und an der Vergrößerung des Marstalls fortgefahren; das Dach der Capelle völlig gedeckt; die inwendigen Gewölbe und Wände getüncht und solche zum Theil bemahlt, übrigens auch noch im Winter eine Chaußée im philosophischen Thale angefangen und dre vor dem südlichen Thorte der Burg befindliche Platz, zum Turnier Platze bestimt.“

Ausgaben in 1799: 17.208 Rtlr.
Offene Rechnungen: 10.110 Rtlr., die wichtigsten davon betreffen Kosten für Balustraden, (historische!) gemalte Glasfenster aus Möllenbeck und Bildhauerarbieten Johann Christian Ruhls.
Dittscheid 1987, S. 186.
Schlagworte: Baukosten, Damenbau, Kapelle, Marstall, Rüstkammer, Turnierplatz
1799 o.D. Auf die Löwenburg kommt die Sammlung an Waffen und Rüstungen, zum Teil von einem Nürnberger Händler, als Ausstattung für die Rüstkammer. (1)

„Die Löwenburg versetzt ganz in die Ritterzeiten, besonders einige Zimmer, die ganz mit Möbeln aus jenen Zeiten vesehen sind. Alles, was sich noch gegen das Kostüme in der Burg befindet, soll nach und nach ausgemustert werden. Vielleicht wird denn auch die steinene Treppe statt der hölzernen angebracht.“ (2)
(1) Dittscheid 1987, S. 189.
(2) Dittscheid 1987, S. 189, nach: Die Wilhelmshöhe bei Kassel. Schreiben an eine Freundin, in: Der Genius der Zeit, Altona 1799, S. 407.
Schlagwort: Sammlungen
1800 Jan 01 „Den 1. Januar verbrachte man auf der Löwenburg.“
v. Hessen (Hg.), Wir Wilhelm von Gottes Gnaden, S. 313 (?).
1800 Jan 12 Kosten für fast völlig beendete Arbeiten: 25.303 Rtlr.

davon waren
15.000 Rtlr. „für sämtliche 1798 angefangene und am 11. Januar 1800 beendete Maurerarbeit“
1700 Rtlr. „für Weißbinderarbeit inkl. der Malerei in der Kirche“,
600 Rtlr. „für das Rittergrab“,
1.106 Rtlr. „für Glaserarbeit inkl. der gemalten Fenster in der Kapelle“
Dittscheid 1987, S. 186.
Schlagwort: Baukosten
1800 Feb 10 Bericht der Ober-Rent-Kammer:

Zur Vollendung der Löwenburg werden 25.303 Rtlr. verlangt.
StAM 5. Hess. G.R. 11850b
Schlagwort: Baukosten
1800 Frühjahr "Kapelle wurde mit den Altären, einer Kanzel, einer Orgel und mit Bänken auch mit einer Uhr und Glocken versehen."
Strieder nach Holtmeyer 1913, S. XCI.
Schlagwort: Kapelle
1800 Mai 31 Jussow in einem Promemoria:

„(…) von den für das gesamte Wilhelmshöher Bauwesen in diesem Jahr zur Verfügung stehenden 12.000 Rtlr. habe man einen Teil zur Beschaffunbg der Baumaterialien zur ‚Thorwarthe’ ausgegeben, ferner sei damit die Planierung des Turnierplatzes und die ‚Verfertigung des Burggartens und die Unterhaltung derer dazu angestellten 20 Accordsleute’ bestritten worden.“

„Der höchsten Absicht gemäs sollen nun noch ferner bewürkt und in diesem Jahr beendigt werden: (…) 2. Der Burggarten nebst den darin angelegten berceau und treillage-Arbeiten; 3. Die Anlegung einer fontaine und eines bassins daselbst, nebst der dazu nöthigen Röhrenleitung; 4. Der Thurnier Platz und die dazu gehörigen Bühnen und Schranken; 5. Die Thorwarte, die Verlegung der Küche und der Officen und die dahin zu führende Röhrenleitung; (…)“

Entwurf zum Burggarten im Situationsplan, den Jussow mit Mitarbeitern um 1800 gefertigt hat.
Dittscheid 1987, S. 187.
Schlagworte: Baukosten, Burggarten Labyrinth, Küche Damenbau, Küchenbau, Turnierplatz
1800 Jul 15 „Rückkehr am 15. Juli, "(...) um mich mit meiner Suite auf der Löwenburg niederzulassen“.
v. Hessen (Hg.), Wir Wilhelm von Gottes Gnaden, S. 317.
1800 o.D. Entwurf Jussows zu einer doppelgeschossigen Tribüne für Zuschauer am zweifach terrassierten Hang eines Hügels.

„Aus einem Deckblatt des 1800 genehmigten Entwurfs geht hervor, daß Wilhelm IX. nur das obere Stockwerk genehmigte. Gemäß seinem Gegenvorschlag sollte es auf einem hohen steinernen Sockel ruhen.“
Obergeschoß mit 7 spitzbogigen Arkaden, die von Wappen- und Helmschmuck in Blendgiebeln überfangen werden. Ausführung in der von Jussow vorgesehenen Breit ist zweifelhaft.
Dittscheid 1987, S. 187.
Schlagwort: Turnierplatz
1800 Sommer Baufortgang nach Jussow 1800:

„Der neue Anbau auf der Löwenburg und das vergrößerte Marstall Gebäude wurden ebenwohl im Sommer vollendet, meublirt und noch bewohnt; auch war der Bau der Capelle zustande gebracht.
Während dem Fortgange dieser Arbeiten wurde neben dem südlichen Thore der Löwenburg eine Thorwarte errichtet und die Burg-Wacht dahin verlegt. Eine in eißernen Röhren angelegte Waßerleitung vom sogenannten Silberbrunnen verschafft der Burg gutes trinkbares Wasser und half diesem bisher noch fehlenden Bedürfnis ab.“

„Vor dem nördlichen Thore verschönert ein im alten Geschmack mit geschnittenen und in mancherley Gestalten geformten Hecken und Bäumen; Baßins; Springbrunnen; Statüen; Bogengängen und Vogelhäußern angelegter Garten die Gegend, und erhöhet die Täuschung vom würklichen Alter der Burg. Zu gleichem Zwecke wird vor dem südlichen Thore ein Turnier Platz angeordnet und ist mit der Abtragung des darauf befindlichen hohen Erdbodens im Monath September angefangen worden.“ (1)

Entwurf zur Torwache – ein von zwei Rundtürmen flankierter, mit Zinnen waagrecht abschließender Bau - ist einem älteren Entwurf eingefügt, in der Ausführung wurde jedoch nur der linke Turm beibehalten. „Dieser steht am jenseitigen Rand des Burggrabens an der Außenkante der als Dreieck den Graben überbückenden Wachstube.“
Dittscheid 1987, S. 187.
(1) Strieder nach Holtmeyer 1913, S. LXXXVIII-LXXXIX.

Schlagworte: Burggarten, Burggraben, Damenbau, Kapelle, Labyrinth, Marstall, Schweizer Wache, Tiergarten, Turnierplatz, Wasserversorgung und -entsorgung
1800 Sept 06 Landgraf Wilhelm bewilligt 2.734 Rtlr. zur Abtragung des Carrousel Platzes, ergänzt zwei Tage später um 980 Taler zur Tieferlegung der Chaussee.

Vgl. 11.6.1801
Dittscheid 1987, S. 188.
Schlagwort: Turnierplatz
1800 Nov 10 Bauschäden durch Sturm in der Nacht vom 9. zum 10. Nov.

Es wurde „in der Kirche (…) ein Stück eines gemahlten Fensters von 1 ½ quadr. Fus eingedrückt“.
Auch wurde „das in dem Burg Garten befindliche treillage berceau und die Figur (Venus) vor dem Bassin (...) völlig umgeworfen und sehr beschädigt.“

Die Ausgaben erreichten 14.175 Rtlr. (Anm. d V. in 1800)
Dittscheid 1987, S. 187.
Schlagworte: Kapelle, Burggarten Labyrinth
1800 ff. Zustand des Hauptturmes bald nach Fertigstellung:

Baurat Müller aus Hanau macht auf eine Anfrage hin über den Bau des Hauptturmes im 18. Jh. folgende Angaben:
"Was den Thurmbau anbelangt, so war derselbe während einer längeren Abwesenheit von Jussow rasch vollendet und dabei bezüglich der Wahl des Materials nicht mit der nötigen Vorsicht verfahren worden; in dem schon kurz nachher sich ergab, daß die Steine an den Pfeilern an den Altanfenstern nicht stark und dauerhaft genug waren, die Last des oberen Theiles des Thurmes zu tragen. Die entstandenen Risse erregten bald große Besorgniß, und durch die Erneuerung dieser Pfeiler von besserem Material wurde einem gänzlichen Abbruch vorgebeugt"
StAM7b1 Nr.466, zit. nach Brief Wetzig an VSG vom 1.11.1988, in: hbm Aktenauszüge StAM 1821-1824 (Wetzig).
Schlagwort: Bergfried
1801 Frühjahr Baufortgang:

„In dem Frühjahre des gegenwärtigen Jahres wurden dennoch bei der Löwenburg blos die Abtragung des Turnierplatzes und die Anlegung einer Mauer neben der Felsentreppe fortgesetzt; auf dem Turnier Platze eine Schaubühne errichtet; die Capelle in der Burg mit Altären, einer Kanzel; einer Orgel und mit Bänken auch mit einer Uhr und Glocken versehen und übrigens der Graben der Burg vollends mit einer Mauer umschloßen.
In der Capelle wurde am Sonntage den 21ten Juni der erste Gottesdienst gehalten.“
Strieder nach Holtmeyer 1913, S. XCI.
Schlagworte: Burggraben, Kapelle
1801 Jun 21 1. Gottesdienst in der Kapelle
Strieder nach Holtmeyer 1913, S. XCI.
Schlagwort: Kapelle
1801 Um Baubeschreibung der Löwenburg nach Fertigstellung aus heutiger Sicht, basierend auf anonymen Bauzeichnungen, historischen Fotografien, Überprüfung der Baugeschichte und Durchsicht der Restaurierungsakten StAM 7b 1, 466, 467 (1)

Bergfried (2)
Bergfried mit rd. 130 Kasseler Fuß (ca. 37,40 m);
ungegliederter, geböschter Sockel aus etwa 18 unterschiedlich hohen Quaderlagen. Statt des Quadermauerwerks, das aus dem 19. Jh. stammt, hatte man im 18. Jh. Schichtmauerwerk verwandt (Angaben Dehn-Rotfelser in StAM 7b 1, 466);
Zylinder des Turms aus zweischaligem Mauerwerk, dessen innere und äußere Schale aus fast gleich großen Quadern aus Basalttuff gefügt sind; im Zwischenraum Gussmauerwerk. „In gleichmäßigen Lagen eingefügte, durch beide Schalen hindurchreichende Binderlagen dienen einer größeren Stabilität des Zylinders; im 18. Jahrhundert gab es vier, seit dem 19. Jh. sieben solcher Lagen.
Die Stürze der unprofilierten Fenstergewände in Erd-, Zwischen- und Obergeschoß werden von Keilsteinbögen entlastet.
Die Okuli des Zwischengeschosses überdeckt der rundum geführte balkonartige Außenlaufgang der sog. Beletage. Er ruht auf Konsolen, die im 18. Jh. aus Basalttuff, seit dem 19. Jh. aus Sandstein bestehen. Je vier Konsolen kragen aus der unverputzten Quaderwand der Fensterzwischenräume. Sie sind untereinander durch enge Rundbögen friedartig verbunden; die Rundfenster überbrückt je ein weitgespannter Stichbogen.
Das zweibahnige Maßwerk der Fenstertüren im Rittersaal besitzt Bogenfelder mit eingesetzten, durchbrochenen Nasen.
Über dem obersten Geschoß mit Biforienfensten schließt eine betretbare Plattform den Donjon ab. Sie wird von ruinösem Mauerwerk umschlossen, in das eine rundbogige, nach Nordosten weisende Öffnung eingelassen ist. Durch diesen Bogen erschließt sich dem Betrachter der gezielt von der übrigen Parklandschaft ausgegrenzte Blick auf Schloß Wilhemshöhe.“

Damenbau (3)
Seit 1798 entstanden; konkurriert ähnlich steil aufragend mit dem Bergfried; scheint als kubischer Block über quadratischen Grundriß aus dem Burgzusammenhang gelöst; wuchtige Eckstreben. „In den Gliederungsmotiven der beiden Obergeschosse – Rundbogenfries, Klötzchenfries, Gurtgesimse, Reihe von Blendokuli – überwiegt die Waagerechte. Geht man davon aus, dass die Zinnelung, gemäß der Bauaufnahme, regelmäßig entworfen worden ist, so fällt auf, dass der Damenbau auf alles Ruinenwerk verzichtet inkusive seines inkorporierten, oktogonal auslaufenden Turms.“

Herrenbau (4)
Ist in seinem Endstadium vollständig erhalten; auffallend die ungleichmäßige Gewichtung der beiden Geschosse: „An dem abgeknickten Verbindungstrakt südlich des Donjon stehen den primitiven kleinen Öffnungen im Erdgeschoß die profilierten Rahmungen zwischen den stabwerkartig gegliederten Wandstreben im Obergeschoß gegenüber. In diesem Unterschied begegnen sich die stilistisch gegensätzlichen Auffassungen der Planungs- und Bauphasen 1793/94 einerseits und 1796/97 andererseits.“

Südostturm
Am Südostturm sind gleichfalls zwei Bauperioden ablesbar: Erkennbar sind die „diagonal verlaufenden unregelmäßigen Baufugen, mit denen das Mauerwerk 1794 als Ruine endete. Seit 1796 erfolgte der Ausbau zum „funktionstüchtigen“ Treppenturm. An Stelle des gestuften Steindachs, das auf den Entwürfen zu sehen ist und zunächst ausgeführt war, hat der Flankierungsturm ein kegelförmiges Dach erhalten, das das Ergebnis einer Renovierung um 1800 sein dürfte.“

Südtrakt (5)
„Der Südtrakt geht, abgesehen vom älteren Südostturm, in seinen Anfängen auf die erste Erweiterungsphase vom Winter 1794/1795 zurück. Vom damals vorherrschenden Ruinencharakter zeugen noch ein klaffender Riß an einem der nachlässig aufgemauerten Ecktürmchen des Südtors sowie vor allem der südwestliche Flankierungsturm, der mittels zerborstener Mauern ein Satteldach kaschiert.
Die einst gleichwertige Komposition der Anlage des Südtraktes hat durch die Ausbaustufen 1796/97 und 1800 neue, nach divergierenden Richtungen hin wirkende architektonische Akzente erhalten: In der Silhouette konkurrieren die Aufbauten von Südostturm und Torturm; die niedrigere westliche Hälfte springt mit der Torwache einseitig vor, ohne ein Pendant im Grundriß zu besitzen. Über dem Torbogen (im Scheitel ein bärtiger Männerkopf mit Nimbus) verweist ein steinernes hessisches Wappen aus dem 17. Jh. mit der nachträglich eingemeißelten Jahreszahl „1495“ auf das vorgetäuschte (…) Alter der Burg, die um 300 Jahre zurückdatiert worden ist.“

Westtrakt (6)
Vielfältiger Wandlungsprozeß: „Von der zu Beginn des Jahres 1795 gültigen Erstkonzeption rührt noch die Position des symmetrischen Kapellen-Remisen-Blocks, doch hat sich dieser im Aufriß wesentlich gewandelt. Die anfänglich vorgesehene Gesamthöhe der Wand ist an den Relikten der Bogenfriese an den Fassadenrücklagen zwischen Kirche und beiden Mauertürmen abzulesen. Diese Friese werden durch die Triforienfenster des nachträglich aufgesetzten Obergeschosses durchstoßen. An der Kirche kontrastieren eigentümlich die aufwendig gegliederten Wandabschnitte der halbrunden Apsis mit den glatten Strebepfeilern die sie rahmen.“
Aufbau der Apsiswand: geböschte Wand der Gruft (fehlt auf der Aufrisszeichnung), Sockelgesims, zwei nebeneinander liegende Rechteck-Spiegel, zweibahnige Maßwerkfenster, rechteckiges vertieftes Wandfeld, drei auf Kügelchen ruhende Blendädikulen.
Aus Sandstein gearbeitete Maßwerkformen mit aufgelegtem einfachem Rundstab laufen in Sechspaß aus. Die in Kämpferhöhe angebrachten doppelten Schlaufen und Ringe verklammern die flachen Stäbe des Maßwerks mit der Wand. „Die Ornamentformen des Maßwerks sind nicht, wie in mittelalterlicher Gotik, organisch auseinander entwickelt und in die Laibung eingesetzt, sondern stehen unelastisch, isoliert nebeneinander. Der Verzicht auf Relief legt eine Charakterisierung als typische Reißbrettarchitektur nahe.“

Westtrakt: Nord- und Südende (7)
Bautengruppierungen erweitern durch Tiefenstaffelung das Grundrissrelief und lassen durch Höhenstaffelung die Silhouette bizarr zerrissen erscheinen. Front des Marstalls ohne Relief, Öffnungen wirken wie eingeschnitten; rechts daneben, zurück gestaffelt und mehrfach überschnitten, setzt der mehrstöckige Gesindebau mit Treppengiebel einen Vertikalakzent. Aus der Firstmitte ragt ein dritter Treppengiebel auf. An ihm bestätigt sich, dass die Erweiterung nach Westen nach der Aufstockungsmaßnahme erfolgt sein muß. Demnach ist die westliche Außenwand in einem Zuge errichtet worden. Dennoch übernimmt sie das Motiv des von Fenstern durchstoßenen Bogenfrieses. Der planungsgeschichtlich erzwungene Kompromiss wird zum Stilmittel nobilitiert.

Als nördliches (Anm. richtig ist „südliches“) Gegenstück des Gesindebaus kann das Gebäude mit zwei steilen Treppengiebeln gelten, das zuletzt die Küche (R. 17) aufnahm. Plane Fassade, Tiefenräumlichkeit durch Verschachtelung der Baukörper. Küche wird durch vorspringenden südlichen Mauerturm zur Hälfte überschnitten.

Remise
An der Ecke bastionartig gestaltet, leitet zum Nordtrakt über. Davor Bonifatiusbrunnen mit Wappensteinen des 17. Jh..

Nordtrakt (8)
Der Trakt enthält mit Tor und nordöstlichem Flankierungsturm noch Bestandteile der ersten Bauperiode. Die beiden unteren Geschosse des Rundturms sind in winzigem Maßstab gehalten, das 1796/1797 hinzugefügte 2. Stockwerk hebt sich deutlich ab, sucht Angleichung an die höhere Beletage des angrenzenden Damenbaus.
Nordwestlicher Flankierungsturm dokumentiert ruinösen Habitus der ersten Erweiterungsphase; er sollte von Anfang an als nur zur Hälfte erhaltenes Rund endigen und hat als solches bis heute Bestand. Dank der Aufrisszeichnung ist der Bewuchs dieses Ruinenturms mit einem Baum als im Sinn des Erfinders gesichert.
Zugbrücke ist an zwei pylonenförmigen Türmen, dem Vorwerk des Nordtores, aufgehängt.

Hoffassade Osttrakt – vier Bauphasen (9)
„Zu den ältesten, noch sichtbaren Teilen zählen die Erdgeschoßwände der Damenwohnung (ehemalige Küche) und des in die Nordostecke springenden Treppenturms sowie der Donjon und sein Treppenturm, dessen polygonales Äußeres im unteren Bereich später zugebaut wurde. Von der ersten, seit 1795 in Angriff genommenen Ausbaustufe rührt die Erdgeschoßverbreiterung des Palas her, in die das Ritterportal Zugang verschafft. (…)“
Der zweiten großen Erweiterung von 1796 entstammt das
von Norden bis Süden reichende Obergeschoß, das in Form einer Arkatur aus runden, z. T. leicht gespitzten Bögen aufgesetzt wurde.“ Gleichzeitig entstand die Erdgeschoßverbindung zwischen Damenbau und Herrenbau – „zwei zwischen Strebepfeilern brückenartig gespannte Spitzbögen, die als Entlastungsbögen einer nachträglich eingefügten, kleinteiligen Fensterarchitektur dienen. Zur Schließung einer durchlaufenden Front dient eine rundbogige Fenstertür in der Donjon-Treppenturm-Achse. Zugleich mit der Aufstockung entstand ein dem Palas vorangestellter ‚Strebepfeiler’, in Wirklichkeit die Verkleidung eines zu zwei Kaminen gehörigen Schornsteins.“ (gotisierendes Relief von J. C. Ruhl) „Horizontale und vertikale Baufugen und sekundäre Abarbeitungen sind der archäologische Beweis für die den Zeichnungen und Dokumenten entnommene Sukzession der Baupasen.“
Die 1796 neu vorgebaute risalitartige Erweiterung des Palas weist abweichender Fassadengestaltung auf.
„Durch den etwa gleich weiten Vorsprung von Damenbau und Risalit vor den übrigen Osttrakt entsteht vor dem Herrenbau ein länglich-schmaler Vorplatz, den eine maßstäblich viel zu große barocke Balustrade begrenzt. Die Baluster scheinen aus derselben Serie wie die der Attika des Wilhelmshöher Corps de Logis – es enstand gleichzeitig! – zu stammen, doch ist an den wenigen noch erhaltenen originalen Exemplaren festzustellen, dass durch Abarbeiten des Schafts die ursprünglich konrinthischen in toskanische Baluster umgewandelt worden sind.“ Der Rücksprung zwischen den ‚risaliten’ gleicht einer ‚Cour d’honneur’, die in reduzierter Form vom übrigen Burghof abgesondert erscheint.“ (Löwenskulpturen mit Schild und Rüstung als Attributen von Bildhauer Ruhl).
„Das oberste Geschoß des Damenbaus stellt eine verschalte Fachwerkkonstruktion dar, die zusammen mit der Aufstockung des Treppenturms in der nordöstlichen Hofecke entstanden sein muß.
Den Zwischenraum zwischen Palas-Risalit und südlichem Torturm überbrückt ein diagonal gestelltes ‚spätgotisches’ Portal, dessen kielbogenförmige Öffnung von klotzigen Wandkonsolen mit Karnies-Profil getragen wird. Die Mitte des Treppengiebels weist einen Baldachin auf, der kurioserweise keine Figur, sondern die Kielbogenspitze bedeckt.“

Hofseite – Südtor (10)
Unterschiedliche Behandlung des Mauerwerks: Rundbogen in sauber gefügter Keilsteintechnik, übrige Wand aus unregelmäßigen Hausteinen.
Geschoß über dem Tor – Burgverlies – mit Okulus zum Hof geöffnet, mit Zinnenkranz auf konsolenartig vorgezogenen Spitzbogenfries.
Der im Zuge der Aufstockung ausgebaute rechteckige Aufsatz der Knappenstube ist an den Kanten abgeschrägt, darüber Wichhäuschen über Konsolen.
Torwache von 1800 „hätte mehrere Durchbrüche durch die alte Ringmauer erfordert, die an dieser Stelle wahrscheinlich niedergelegt und neu errichtet wurde“. Hofseitig führen zwei rundbogigge Tore in die Torwache, zur Bauzeit „Schweizer Wache genannt“.

Hofseite Westtrakt (11)
An den Nebengebäuden seitlich der Kirche erinnern die Erdgeschoßgliederungen mit Motiv der doppelten Rundbogenarkade an Planungsgeschichte des Winters 1794/95. Als offene Arkaden noch erhalten am Bau der Backstube und Konditorei (R. 22-24, zuvor Stuben der Schreiber und Knappen). Tondo im Zwickel der Arkade wie an Rüstkammer-Fassade. Küche im Erdgeschoß (R. 17, ehem. Silberkammer;) mit ausgerundeten Rechteckfenstern, die in Arkaden eingesetzt sind. Konsolenartig vorgezogene Spitzbögen tragen das vorgekragte Obergeschoß.
(Anm.: lt. Miniaturgrundriß enthielt R. 17 die ehem. Rüstkammer, die Silberkammer befand sich in Raum 22, 23)

Marstall mit eigenständig symmetrischer Fassadengestaltung. „Zu Seiten des manieristisches Portals mit diamantierten Pfeilern ist je eine Doppelarkade mit Spitzbogenfenstern eingelassen, die von einem Entlastungsbogen über dem Gurtgesims übergriffen werden. Den Bogenfries, der den Marstall mit Gesindebau und Rüstkammer verbindet, sprengen schmale Rundbogenfenster über wuchtigen Sohlbänken, die zu Dreiergruppen zusammengefasst sind. Durch die gewaltsame Unterbrechung des Frieses und ihre leichte Achsenverschiebung können diese Fenster als nachträgliche Aufsätze, der Aufstockung 1796 zugehörig, erkannt werden.“

Kirche (12)
1798 in dieser Form geplant und gebaut; hebt sich von ihrer Umgebung durch sorgfältig behauene, geglättete Quader in Basalttuff ab; dreigeteiltes Fassadenbild durch zwei niedrige äußere und zwei mittlere höhere Strebepfeiler. Portal mit halbrundem Tympanon und Wimperg, der die Figur der Muttergottes rahmt. „In die Strebepfeiler eingelassene, baldachingeschützte Nischen mit einer männlichen (Mönch) und einer weiblichen Gewandfigur (Nonne) weisen ein merkwürdiges proportionales Missverhältnis zwischen Skulptur und architektonischer Rahmung auf: Der Baldachin erscheint viel zu wuchtig und zu hoch angesetzt.“
Weitere Gliederungsmotive: zweibahnige Maßwerkfenster flächenfüllend in seitlichen Fassadenabschnitten; filigranes Blendmaßwerk in oberer Hälfte der Fassade; vertiefte Wandfelder zu Seiten des Wimpergs und über den Fenstern; eine Reihe von Nischen über Seitenschiffen und Mittelschiff mit Halbfiguren aus Ton - zwölf Apostel - erinnert an Motiv einer Zwerggalerie; sie sind von Dreieckgiebeln überfangen.
Vorplatz durch Rücksprung der Kapellenfront wie am Palas; auf Postamenten der Balustrade die Heiligenfiguren Bonifatius und Elisabeth (Arbeiten Ruhls).

Hofseite – Nordtrakt (13)
Mit Tor und den beiden unteren Geschossen der Burgvogt-Wohnung ein einheitliches Bild von der ersten Bauphase. „Links neben dem Tor ist eine senkrechte Baunaht zu erkennen, ein Hinweis darauf, dass die zum nordwestlichen Flankierungsturm führende Tür in einer Wand sitzt, die zusammen mit dem angrenzenden Marstall erst 1795 aufgeführt wurde. Das ursprünglich dort vorhandene ruinöse Mauerwerk über der Burgvogt-Wohnung wird seit 1796/1797 vom zweiten Stockwerk – auch hier mit größeren Fenstern versehen – ersetzt.

Burghof-Pflasterung (14)
Achsenkreuz verbindet Donjon und Kirche einerseits und die beiden Tore andererseits; Im Schnittpunkt achtzackiger Stern, einem Kreis und Quadrat einbeschrieben; In den Zwickeln je eine Ziffer des imaginären Entstehungsjahrs 1495. Leserichtung für den vom Südtor Kommenden.

Innenräume (15)
Donjon:
hat planungsgeschichtlich die ältesten Wohnräume
Bibliothek war ursprünglich durch eine auf die Zwecke des Schlafzimmers abgestimmte Zwischenwand geteilt, 1803 entfernt; zwei Säulen stützen Balkenunterzug

Herrenbau:
Schlafzimmer (R. 4) – Wandzungen des Alkoven sind Relikte der ehemals hier verlaufenden Außenwand
„Grünes Kabinett“ und „Erstes Kabinett“ wurden um 1803 vereinigt (R. 58)
Schlafzimmer (R. 60) – „In den Unterzug des Balkens sind zwei Bündelpfeiler eingestellt, die im Sinne der Batty-Langley-Gotik eine ‚gotische Ordnung’ veranschaulichen wollen.“ Hölzernes Geländer verweist auf barockes Paradeschlafzimmer.

Rüstkammer: (16)
„Die Rüstkammer wurde durch den Abbruch einer Trennwand und der Zwischendecke als zwei Achsen breiter Raum gewonnen, den ein Kreuzgrat-Rabitzgewölbe überspannt.“ 1799 (R. 26)

(1) Dittscheid 1987, S. 190-194.
(2) Ebd., S. 190.191.
(3) Ebd., S. 191.
(4) Ebd., S. 191.
(5) Ebd., S. 191.
(6) Ebd., S. 191.
(7) Ebd., S. 192.
(8) Ebd., S. 192.
(9) Ebd., S. 192-193
(10) Ebd., S. 193.
(11) Ebd., S. 193-194.
(12) Ebd., S. 194.
(13) Ebd., S. 194.
(14) Ebd., S. 194.
(15) Ebd., S. 194-195.
(16) Ebd., S. 195.
Schlagworte: Bergfried, Bonifatiusbrunnen, Burghof, Burgvogt, Damenbau, Herrenbau, Kapelle, Knechtsbau, Küchenbau, Marstall, Nordtor, Nordwestturm Ruinenturm, Remise, Rüstkammer, Schweizer Wache, Südostturm Herrenbau, Südtor, Treppenturm Bergfried, Verbindungsbau
1801 Um Verlegung des Wachgebäudes von der Westseite neben dem Marstall auf die Südseite
Dötsch 2006, S. 22, Anm. 21
Schlagworte: Marstall, Schweizer Wache
1801 Jun 11 Bericht Jussows an den Landgrafen:

„’Zu Abtragung des Caroussel Platzes’, wie er jetzt hieß, sei die von Wilhelm am 6. September 1800 bewilligte Summe von 2.734 Rtlr. nicht ausreichend, da die ‚Chaussée’ neben der Burg tiefer gelegt und der Berghang am Turnierplatz geböscht werden müsse. Die noch fehlenden 980 Taler wurden 2 Tage später bewilligt.“
Dittscheid 1987, S. 188.
Schlagwort: Turnierplatz
1801 Jun 21 Erster Gottesdienst in der Kapelle
Dittscheid 1987, S. 188.
Schlagwort: Kapelle
1801 Sept 09 Laut Jussow weitere notwendige Ausgaben in Höhe von 1.441 Rtlr. für Arbeiten an der Burg:

u.a. „zur Anlage einer platteforme und einer Treppe hinter denen zimern des rez de chaussée der Burg (…); zur inneren Decoration der Kapelle, Verfertigung einer Orgel und einer Porlaube; zu Anschaffung derer Materialien zu der Mauer am Park unter der Löwenburg“.

„Gleichzeitig veranschlagte Jussow Kosten für folgende teils vollendete, teils noch in Ausführung begriffene Arbeiten, deren Finanzierung der Landgraf noch nicht genehmigt hatte:
‚Zur völligen Abbezahlung der inneren Ausbauung der Capelle, derer Buffets, Consoltische, gothischer Lampen und Kronleuchter, der Materialien zur Bedeckung der Thorwarte und des Küchenbaues 2.602 Rthlr.
Zur Errichtung der Schaubühne auf dem Caroussel Platze und der Einschließung dieses letztern mit Schranken 1.386 Rtlr.
Zur Verfertigung zweier Glocken und der Uhr auf der Kapelle 600 Rtlr.
Zur Instandsetzung des Gewölbes unter der Kapelle und dessen Verzierung mit Gips Marmor 690 Rtlr.
Statt der von Hersfeld überschickten gemahlten Kirchenfenster, sind in der dortigen Kirche andere verfertigt und der Höchst mündlich ertheilten Verordnung nach soll der Betrag davon aus dem Wilhelmshöher Bauverlage vergütet werden mit 145 Rtlr.’“
Dittscheid 1987, S. 188.
Schlagworte: Baukosten, Kapelle, Steinerne Treppe, Terrasse, Turnierplatz
1801 Ende Ausgaben im Jahr 1801: 29.707 Rtlr.
Dittscheid 1987, S. 188.
Schlagwort: Baukosten
1801 o.D.1821 Wartungsarbeiten an der Löwenburg

Aus der Regierungszeit Kurfürst Wilhelm I. sind nur einfache Kostenaufstellungen in den Bauakten StAM überliefert.
Brief S. Wetzig an VSG vom 1.11.1988, in: Wetzig, Auswertung historischer Bauakten, in: Aktenarchiv hbm


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